Geschichte vom Ankommen
Shownotes
Endlich waren sie angekommen. Und dabei wollten sie hier überhaupt nicht hin. Viel lieber wären sie jetzt zu Hause, würden es sich gemütlich machen und gemeinsam auf die kommende Zeit warten. Aber nun waren sie hier, da war nichts zu ändern. Zu Hause bleiben durften sie nicht - der Befehl war unmissverständlich gewesen. Den Sinn hatten sie nicht verstanden, nur, dass sie gehorchen mussten. Was war das für eine Regierung, die schwangere Frauen dazu zwang, eine mehrtägige Reise zu Fuß zu machen, einfach so? Und dann die Ankunft: Sie hatten keinen Platz. Er war wütend. Voller Wut über diese Leute, denen es egal war, dass er einer von ihnen war, dass er hier am Ort geboren war. Und nicht nur das: Es war ihnen auch egal, dass sie hochschwanger war und am Ende ihrer Kräfte, dass es jeden Moment soweit sein konnte. Was waren das für Menschen, denen das alles einfach gleichgültig war? Und jetzt waren sie angekommen. Hier im Stall. Bei den Tieren. Im Dreck und im Gestank. Aber ein Dach über dem Kopf. Sie hatten sich das alles ganz anders vorgestellt, aber daran konnten sie sich jetzt nicht mehr erinnern. Das war weit, weit weg. Und auch die Wut auf den Kaiser irgendwo in der fernen Stadt und seine Verwaltungsbeamten und ihre Befehle und auf die gleichgültigen Menschen hier am Ort, auch diese Wut war weg. Sie waren angekommen, im Hier und im Jetzt. Ein bisschen half sicher das "Fürchte dich nicht!", das der Bote ihr gesagt hatte, der sagte, er käme von Gott. Damit hatte die Reise begonnen: Auf einmal sollten sie schon eine Familie werden - und auch das hatten sie sich ganz anders vorgestellt. Konnte das denn wahr sein, das alles? Und jetzt also hier. Im Viehstall. Im Gestank und im Dreck, im Dunkeln und in der Kälte. Aber angekommen. Jetzt. Und hier. Und irgendwie würde es nun weitergehen. Er hatte es gesagt: Fürchte dich nicht.
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